Allein unterwegs in Island – ein ganz besonderer Road Trip

Als ich das erste Mal in Island war, wusste ich, ich komme wieder – allein, mit Zelt und für länger. 2018 war es dann soweit.
Dass ich erst jetzt beginne ausführlich zu berichten, hat Gründe: mehr als 14.000 Fotos sichten, die Eindrücke verarbeiten und zurückfinden in das „normale Leben“, das mich in den letzten 2 Jahren mit beruflichen Veränderungen, weiteren tollen Reisen und nun auch Corona überrannt hat. Nun aber geht es endlich los mit meinen Berichten!

Die beste Vorbereitung für die Island-Traumreise

Den optimale Flug buchen

Ich habe dafür zunächst sowohl bei den Fluggesellschaften als auch bei den Mietwagen-Anbietern nach den besten Angeboten und dann parallel auf beiden Webseiten einen Wunsch-Reisetermin (Juni/Juli) gesucht.

Den Flug zu buchen, ist, zusammen mit der Entscheidung für ein passendes Mietfahrzeug, der erste und wichtigste Schritt auf dem Weg zu einer erlebnisreichen, gut geplanten Island-Reise. Es gibt viele Anbieter und große Preisunterschiede. Da ich mit einem Zelt unterwegs sein wollte, war mir eine großzügige Gepäckregelung wichtig. Außerdem wollte ich am Tag in Island ankommen, um die Sicht auf die Insel beim Landeanflug so richtig genießen zu können. Das schränkt die Flugsuche schon etwas ein.

Letzten Endes bin ich wieder bei meiner Airline von 2014 gelandet – WOW Air (diese Airline ist inzwischen in Konkurs gegangen). Hin und zurück inkl. 2 Gepäckstücke (eins war inklusive) und Sitzplatzreservierung ergab sich ein Preis von knapp 600€. Das passte gut in mein Budget.

Wähle den passenden Mietwagen für einen erlebnisreichen Road Trip

Island ist ein begehrtes Reiseziel. Deshalb ist die rechtzeitige Buchung eines passenden Wagens ganz wichtig. Worauf sollte man achten?

  • unbegrenzte Kilometer
  • 4×4, wenn man auch abseits der Ringstraße unterwegs sein will
  • All-inclusive-Versicherung (die Straßenverhältnisse sind teilweise grenzwertig)
  • guter Pannenservice
  • ggf. Einschluss eines weiteren Fahrers
  • Zahlungsziele (kleine Anzahlung, Restzahlung bei Übernahme)
  • evtl. Navigationssystem, Karte genügt aber auch
  • Übergabe/ Rückgabe am Flughafen

Gerade die All-inclusive-Versicherung fand ich ihr Geld Wert. In Island gibt es viel sogenannte gravel-road Straßen, d.h. Steinschläge passieren aufgrund unbefestigter Untergründe sehr schnell. Es poltert laufend unter dem Auto und auch ein Sprung in der Front- oder Heckscheibe kann schnell mal vorkommen. Außerdem geht die Rückgabe schneller, weil die detaillierte Schadensuche am Fahrzeug meist entfällt oder kürzer ausfällt.

Man kann viel Geld sparen, wenn man eine isländische Autovermietung wählt. Gegenüber einem Angebot aus dem Reisebüro (4.000 € für 3 Wochen) habe ich bei Blue Rental Cars (verwaltet auch Car Iceland) einen 4×4 Wagen der gleichen Marke für 2.500 € bekommen. Außerdem waren die Zahlungsbedingungen wesentlich besser: 20% Anzahlung, Restzahlung bei Fahrzeugübergabe).

TIPP: Buchung des kleinstmöglichen Wagens!

Oft sind diese kleinen Fahrzeuge dann schon vergeben und man bekommt einen größeren Wagen als kostenloses Upgrade. So bekam ich statt des gebuchten Suzuki Jimny einen komfortablen Dacia Duster.

Off Road Training – ein MUSS !

Für eine Tour über unbefestigte und teilweise sehr steile Straßen und in die ursprünglichen Gegenden der Insel braucht man unbedingt ein Allradfahrzeug. Zum einen gibt das mehr Sicherheit beim Fahren, andererseits sind bestimmte Straßen (Straßen mit einem F vor der Straßennummer) NICHT ohne Allrad zugelassen. Tut man es doch, verliert man den Versicherungsschutz!

Gerade für Alleinreisende ist ein Off Road Training unbedingt anzuraten. Die Straßenverhältnisse sind nicht mit denen in Deutschland zu vergleichen! Ohne Erfahrung durch eine Furt oder über Lavasand zu fahren, kann fatal enden!

Ich habe ein entsprechendes Training als Ganztages-Kurs beim ADAC gebucht – und jeder Cent war es Wert! Von morgens um 8 Uhr bis nachmittags 17 Uhr waren wir im bereitgestellten Lada Niva auf einer eigens eingerichteten Off Road Strecke unterwegs. Die Kursleiter sind sehr erfahren und gaben mir viele Tipps und Extra-Aufgaben für die Vorbereitung auf Island.

Unterkünfte

Ich war mit dem Zelt unterwegs. Deshalb kann ich zu den Preisen von Pensionen, Hotels oder Ferienhäusern keine Aussagen machen. Fakt ist – wird eine feste Unterkunft gebraucht, muss die rechtzeitige Buchung ebenfalls in die Vorbereitung einbezogen werden. Schlafsäle sind für Hartgesottene immer auch eine kurzfristige Möglichkeit, was aber für mich nicht in Frage kam.

Zwei Ausnahmen habe ich jedoch gemacht: Am Beginn meiner Reise buchte ich zwei Nächte in einer Unterkunft in Keflavik (100€/Nacht) und am Ende der 3 Wochen eine Nacht im „Bubble-Hotel“ (ca. 250€/Nacht), als Belohnung sozusagen.

Die Ausrüstung für Island – Überraschungen vermeiden !

Die richtige Kleidung für jedes Wetter

2014 hatten wir mit dem Wetter absolutes Glück – an 11 von 12 Tagen herrschte Sonne bzw. es war mindestens trocken. Bei dieser Reisedauer und solch perfektem Wetter kann man für eine weitere Reise übermütig werden und vieles Nützliche zu Hause lassen – aber Vorsicht! Bei meiner zweiten Reise hatte ich dieses Glück nicht, Ich habe so ziemlich alles Wetter erlebt, was man sich denken kann! Von strahlendem Sonnenschein und Wärme bis hin zu starkem Regen und Orkanen bis 70 km/h war alles dabei. Das zerrt an den Nerven und kann die Freude an der Reise ganz schön trüben. Deshalb ist es umso wichtiger, die richtige Bekleidung mitzunehmen, auch wenn man sie vielleicht nicht braucht:

  • Regenjacke/ Regenhose
  • wärmende Funktion-Unterwäsche
  • Woll- oder Fleece-Pullover
  • dünne Jacke für trockene Tage
  • Mütze/ Schlauchmütze o.ä.
  • dicke Socken
  • T-Shirts
  • ausreichend Hosen zum Wechseln
  • Wanderschuhe, Schuhe zum Wechseln
  • Schal/ Tuch
  • Badebekleidung für die Schwimmbäder, Hot Pots und Wellness-Oasen
  • Erste-Hilfe-Päckchen mit Pflaster, Wundspray, Schmerztabletten u.ä.

Fotografieren, aber richtig!

Island ist für ausgedehnte Fototouren genau richtig. Es gibt unzählige Motive und gerade in der Zeit der Sommermonate bieten die Lichtverhältnisse (es wird nie richtig dunkel!) Erlebnisse, die kaum zu beschreiben sind. Davon Fotos mit nach Hause zu nehmen, gehört einfach dazu.
Zu beachten sind die besonderen Bedingungen, wenn man individuell unterwegs ist und/ oder kalte Außentemperaturen herrschen. Nicht immer hat man unterwegs eine Stromquelle zum Aufladen der Akkus zur Verfügung. Außerdem entladen sich die Akkus von Kameras und Handys wesentlich schneller, wenn es kalt ist.

Hier einige Tipps für die Ausrüstung:

  • ein paar mehr Akkus für die Kamera als sonst
  • ausreichend Speicherkarten
  • Medium zum Zwischenspeichern von Fotos
  • power bank zum Aufladen zwischendurch
  • Ladegerät(e)
  • Solar-Panel für das Aufladen unterwegs
  • Ladestecker fürs Aufladen im Auto
  • standfestes Stativ
  • bei Bedarf Wechselobjektive (Z.B. Ultra-Weitwinkel, Teleobjektiv)
  • regensicherer Kamera-Rucksack, Regenschutz für die Kamera

Nützliche Extras

Es gibt noch ein paar andere nützliche Dinge, die ins Gepäck gehören:

  • Taschenmesser
  • Feuerzeug, Streichhölzer
  • Taschenlampe, möglichst auch per USB aufladbar
  • power bank (schon bei Kameras erwähnt, aber auch anderweitig nützlich)
  • Laptop oder Tablet
  • Notrufkontakte in Island und zu Hause
  • Mückenspray (besonders für die Gegend um Myvatn)

Camping – das Urlaubsglück für Hartgesottene

Ich hatte von Beginn an vor, mit dem Zelt zu reisen. Zum einen waren Hotels und Pensionen für mein Budget einfach zu teuer, zum anderen wusste ich von meiner ersten Reise, dass es in den Naturschutzgebieten und -parks keine Hotels, wohl aber tolle Campingplätze gibt. Die Preise sind günstig und richten sich nach Lage und Ausstattung. Ich habe zwischen 8 und 15 € pro Nacht bezahlt.

Was der Camper braucht, weiß er selbst am besten. Zu bedenken ist, dass die Nachttemperaturen auch im Sommer mit 5-10°C recht frisch sind . Bei einem Zeltaufbau im Sturm kann einem auch schon mal etwas wegfliegen. Ich habe meine Ausstattung gegenüber 2014 optimiert, denn damals habe ich manchmal mächtig gefroren! Hier ein paar Tipps:

  • Alpin-Daunenschlafsack
  • aufblasbare dicke Iso-Matte
  • aufblasbares Kopfkissen
  • Windschutz fürs Kochen
  • extra starke, lange Heringe
  • Funktions-Unterwäsche, dicke Socken
  • Ersatz-Heringe in verschiedenen Längen und Schnüre

Unterwegs habe ich etliche Miet-Camper (u.a. „Happy Camper“) gesehen. Erstere sind bei passendem Budget eine gute Alternative. Preise und Ausstattung müsste man noch einmal recherchieren.
Einige wenige Wohnwagen, auch aus Deutschland, waren in Island auch unterwegs. Das erfordert aber einen längeren Aufenthalt, damit sich die Anreise mit der Fähre über Dänemark und die Faröer lohnt.

Vorfreude, schönste Freude – die Routenplanung

Es kommt immer etwas anders

In Island muss man mit dem Wetter planen. Das bedeutet, dass eine fixe Routenplanung oft vor Ort gekippt werden muss. So ging es mir auch. Eigentlich wollte ich meine Rundreise von Reykjavik aus Richtung Südküste beginnen und der Ringstraße entgegen dem Uhrzeigersinn folgen. Da es dort aber die nächsten 5 Tage regnen sollte, musste ich notgedrungen „anders herum“ starten.

Dementsprechend macht es mehr Sinn, sich Highlights vorzumerken, die unbedingt angesteuert werden sollen, und den Rest unterwegs spontan zu entscheiden. Das ist kein Problem, denn es gibt mehr Spannendes zu sehen als man erfassen kann. Und so bleibt genug Zeit für Entdeckungen, die u.U. in keinem Reiseführer stehen.

Reiseführer und Kartenmaterial – die Qual der Wahl

Ich habe mich für einen Island-Reiseführer des Michael-Müller-Verlages entschieden, der sich deutlich von den Mainstream-Büchern unterscheidet. Da gibt es so manche „Insider-Tipps“ und Routenvorschläge, die in die ursprünglicheren und weniger bekannten Gegenden führen.
Ähnliches gilt für Karten. Neben einer guten Straßenkarte im Maßstab 1:400.000 kann man noch ein GPS bemühen, aber eigentlich reicht die Karte. Dort sind auch noch mal interessante Punkte markiert.

Praktisch ist auch die Einrichtung einer Karte in Google Maps, in der man alles Sehenswerte schon eintragen und markieren kann. Wenn man nicht grad in einem Funkloch sitzt oder nur begrenztes Datenvolumen hat, ist auch das eine gute Sache.

Bare Münze – wie bezahlt man in Island?

Bares als Wahres?

Die isländische Währung ist die Isländische Krone (ISK). der Kurs beträgt zur Zeit
1€ =164 ISK (Stand 7.11.2020). Die Banknoten und Münzen haben ein schönes Design – ich mag es gern, fremde Währungen zu entdecken.

Es lohnt kaum, sich in Deutschland schon mit Bargeld zu versorgen. Wem das angenehmer ist, kann einen kleinen Betrag der Landeswährung zu Hause umtauschen und dann später am Flughafen und/ oder unterwegs die Bankautomaten nutzen.

Elektronische Zahlungen – als „state of the art“

Bargeld braucht man kaum. Selbst beim Bäcker oder am Souvenirstand kann man kleine Beträge mit Karte bezahlen. Gleiches gilt für Supermärkte, Tankstellen, Sehenswürdigkeiten uvm. Tanken mit Bargeld geht kaum !!!

Die gängigsten Geld- und Kreditkarten werden problemlos anerkannt.

Frau allein unterwegs – warum auch nicht?

Es ist kein Problem, in Island als Frau allein unterwegs zu sein. Selbst auf den Campingplätze oder nachts habe ich nie eine kritische Situation erlebt. Island ist eines der sichersten Länder der Welt – also keine Angst vor einer Solo-Reise! Große, gefährliche Wildtiere gibt es dort nicht. Ich glaube, das größte Landraubtier Islands ist der Polarfuchs. ich hab ihn gesehen – der tut nichts…

In diesem Sinne – planen Sie ihre ganz individuelle Island-Reise. Irgendwann ist Corona auch wieder vorbei.

In den nächsten Blog-Beiträgen werde ich die einzelnen Etappen meiner abenteuerlichen Reise in Text und Bild ausführlich beschreiben.



2 Gedanken zu „Allein unterwegs in Island – ein ganz besonderer Road Trip

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