Einmal Couscous bitte!

Schüsseln, Schalen, Platten - Gebrauchskeramik auf Djerba

Schüsseln, Schalen, Platten – Gebrauchskeramik auf Djerba

Vor einigen Jahren war ich aus beruflichen Gründen mehrfach in Nordafrika, insbesondere in Tunesien. In einem Urlauberclub der gehobenen Kategorie habe ich für eine Kollegin übergangsweise einen Art-Shop betreut, neue Mitarbeiter eingearbeitet bzw. kurze Urlaubszeiten überbrückt.

So ein Club hat es an sich, dass es dort jeden Tag die tollsten Sachen zu essen gibt, die ich zu Hause nie kochen würde. Die Auswahl ist riesig, das Ambiente sehr angenehm: es hat schon was, Im Februar/März zum Frühstück oder Mittagessen draußen zu sitzen, während in Deutschland 2011 ein wahrer Jahrhundertwinter mit Bergen von Schnee die Leute beinahe zur Verzweiflung trieb.

Zu dieser Zeit war ich für 4 Wochen auf Djerba und arbeitete eine neue Mitarbeiterin ein. Dagmar kante sich auf der Insel durch viele private Besuche super aus und kannte Land und Leute sehr gut.

Und so sinnierten wir des öfteren über das „echte Tunesien“ und mäkelten doch tatsächlich am Club-Essen herum. Nach zwei Wochen Luxus-Buffet sehnt man sich doch nach etwas schlichterer Nahrung – eine Scheibe Brot, ein deftiger Eintopf, Eier mit Senfsoße… So kamen wir auch im Gespräch auf den Unterschied zwischen den im Club angebotenen „tunesischen“ Gerichten und den echten Speisen vor Ort.

Spontan entschieden wir uns, in der nächsten Mittagspause mal eben mit dem Taxi (für ca. 2 €)  für echten Couscous in den nächsten Ort zu fahren. Wir liefen also von Imbissbude zu Imbissbude, immer mit der Frage „Couscous ?“ Obwohl wir mehr oder weniger erfolgreich versuchten die arabische Sprache zu erlernen, reichte das natürlich nicht für eine komplette Frage – und in so kleinen Lädchen der Einheimischen ist es nicht zwingend normal, dass die Leute Englisch oder Französisch beherrschen. Nun gut, Dagmar immer vorneweg, ihre Frage wurde verstanden und wir wurden freundlich weiter verwiesen.

Keramik-Werkstatt auf Djerba

Keramik-Werkstatt

Fundstücke aus Djerba

Fundstücke aus Djerba

Nach 10 Minuten fand sich dann ein winziges Imbiss-Büdchen mit 3 Tischen, einem kleinen Tresen und einem super Couscous-Angebot. Mit „Händen und Füßen“ bestellte jeder eine Portion Couscous mit Hühnchen – und was dann für ca. 2,50 € (pro Portion) auf den Tisch kam, hätte wohl in Deutschland eine halbe Familie satt gemacht.

Serviert in einer schönen Keramikschale, thronte auf einem Berg des traditionellen Gries-Gerichtes ein halbes (!!) Huhn! Nun gut, wir schworen uns, das Abendessen, aber vor allem das Dessert-Buffet weiträumig zu umgehen und genossen das wahrhaft köstliche Gericht. Selbst für mich nordisches Weichei war die Schärfe gut auszuhalten.

Gewürzt wird reichhaltig und ein Hauptbestandteil ist Harissaeine Paprikapaste, die höllisch scharf ist, jedenfalls für mich. Es gibt sie super scharf oder etwas milder und fruchtiger. Hausgemachtes ist wesentlich schmackhafter als das in Büchsen. Wer also die Möglichkeit hat, vor Ort eine gute Portion frischer Paste zu erwerben, sollte das unbedingt tun. Auch wenn man sie in einer Plastik-Tüte überreicht bekommt, was für unsere Verhältnisse gewöhnungsbedürftig ist. Das Zeug ist so scharf, da halten sich keine Keime. Also nur Mut für den Einkauf! Zu Hause sollte man die Paste in ein gut schließendes Behältnis füllen, mit einer Schicht Olivenöl abdecken und im Kühlschrank aufbewahren (nach der Entnahme wieder mit Öl abdecken!). So hält es Monate frisch!

Aber zurück zum Couscous:

Wir aßen den Couscous mit dem Löffel und das Huhn mit den Fingern und hatten eine Menge Spaß dabei. Der Inhaber des Bistros schaute zwar etwas verwundert, warum zwei deutsche Frauen über Mittag bei ihm einkehren, aber er hat sich auch sichtlich gefreut.

Ich höre beinahe die bange Frage des Lesers/der Leserin, wie wir so unbeschwert fremdes Essen außerhalb genießen konnten – die Frage nach Hygiene und gesundheitlichen Risiken ist ja für viele ein Thema. Nun ja, ich denke, man sollte schon vorsichtig sein und u.a. kein unabgekochtes Wasser trinken und Erfrischungsgetränke nur aus ungeöffneten Flaschen zu sich nehmen. Aber ehrlich gesagt, denke ich beim ESSEN UNTERWEGS selten an Spätfolgen. Mein „norddeutscher Bauernmagen“ hält viel aus und gibt so schnell nichts wieder her. Außer etwas Magengrummeln ist noch nie etwas im Ausland gewesen – aber in Deutschland hab ich schon 5 Tage flachgelegen mit einem Rota-Virus. Und vor Salmonellen-Vergiftungen ist man auch in Deutschland nicht sicher.

Auf einer späteren Reise fanden wir bei einem Händler in Houmt Souk frische Maulbeeren – die haben wir natürlich gekauft und auf unserem weiteren Weg vernascht. Selbst da blieben wir frei von Spätfolgen. Auch im Ausland setzt man auf Frische und serviert die Speisen gut durchgegart.

Meine Empfehlung – einfach mal ausprobieren. Und wer sich mit Speisen außer Haus nicht traut – einen echten arabischen Mokka oder frischen arabischen Thè menthè sollte man unbedingt probieren – das ist aufgekocht und ganz bestimmt ohne Reue zu genießen…

Ach ja… da wir ganz spontan mal kurz losgezogen sind, war meine Kamera nicht mit dabei und ein Smartphone hatte ich damals auch noch nicht. Also muss ich Fotos leider schuldig bleiben….

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