Nach einem anstrengenden und erfolgreichen Jahr brauchte ich unbedingt eine Pause: Urlaub, Entspannung, den Kopf frei bekommen. So habe ich mir ganz konsequent 10 Tage vor Weihnachten “freigeschaufelt” und bin nach Flandern gefahren. Hier war ich schon mehrfach für ein paar Tage und ich fühle mich dort ausgesprochen wohl. Da ich mich bemühe, dort überwiegend niederländisch zu sprechen, bin ich wirklich weit weg von allem. Die eigene Sprache nicht zu benutzen eröffnet einen ganz anderen Zugang zum Land. Das war dieses Mal in ganz besonderer Weise so.
Urlaub !!!!!!
Unterkunft fand ich in einem kleinen B&B Haus in Aartrijke, das einem Schafzüchter gehört und dementsprechend auch die Zimmer und der Frühstücksraum immer einen liebevollen Bezug zum Thema “Schafe” hatten. Durch meinen Zimmertitel “Vlaamse Schaap” wurde ich also für 9 Tage zum “flämischen Schaf”. Ich fand schnell Kontakt zu den Wirtsleuten und sie ermöglichten mir einen ganz besonderen Zugang zu Land und Leuten.
Schäfchen, Schäfchen…
Frühstück im Wintergarten
im B&B Artiriacumhoeve
“……..da draußen läuft ein Schaf, ein Schaf mit weißen Füßchen…”
Den ersten Tag meines Aufenthaltes, den Sonntag, nutzte ich für eine Tour an die Küste, Richtung Knokke/Heist. Dort gibt es eines der schönsten Naturschutzgebiete in Flandern, vielleicht sogar europaweit: “Het Zwinduinen en -polders”.
Hier einige Impressionen:
Zwinduinen – Flandern 2013 Foto: (c) Cordula Kerlikowski
Dezember 2013-Zwinduinen
D-Zwinduinen
Dezember 2013 -Zwinduinen
Zwinduinen – Flandern 2013
2013-Zwinduinen
Zwinduinen – Flandern 2013
Zwinduinen – Flandern 2013
Zwinduinen – Flandern 2013
Zwinduinen – Flandern 2013
Zwinduinen – Flandern 2013
Zwinduinen – Flandern 2013
“DeHaas” – Skulptur von Flanagan, Dez. 2013
Dieser Hase hat mich etwas verwirrt. Schon von weitem sah ich die beiden Ohren aus den Dünen hervorlugen. Zuerst dachte ich an eine Täuschung. Wie sollte hier ein Hase herkommen? Die Ohren kamen ins Blickfeld und verschwanden, so dass ich schon annahm, einem leichten Wanderkoller zum Opfer gefallen zu sein – bis ich dann tatsächlich vor diesem Riesen-Nager stand! Ein fantastisches Kunstwerk mitten im Nirgendwo…
Ungefähr 5 Stunden bin ich hier umhergewandert. Die Ruhe und Stille, die Sonne und der leichte Wind haben alle Sinne angesprochen und ich habe mir die Belastungen der letzten Wochen förmlich aus dem Kopf gelaufen. Das hat unglaublich gut getan.
Auf dem Rückweg habe ich dann auch noch ein Hinweisschild wissentlich fehlinterpretiert (ich hätte es besser wissen müssen!) und bin im wahrsten Sinne vom Wege abgekommen. Die Wege wurden immer schmaler, das Dickicht dichter, die Zahl der “Pferdeäpfel” auf dem Weg größer – kurzum: irgendwann stand ich HIER:
Het Zwinduinen en -polders, Dez. 2013
Wir waren beide gleichermaßen erschrocken, das wildlebende Pony und ich, und wir beschlossen, uns doch besser gegenseitig so gut wie möglich zu ignorieren. Deshalb kann ich auch kein schickes Portrait von dem Kerlchen liefern – der war nicht dazu zu bewegen, seinen Kopf noch einmal zu heben.
Zum Zurückgehen war es nun aber eigentlich zu spät und ich wollte, um noch im Hellen aus dem Gelände zu kommen, schnellstmöglich Richtung Ausgang laufen – aber: ZAUN !!! Zum Glück sah ich hüben wie drüben ein paar ermunternde Fußspuren. Offensichtlich gab es noch mehr solche Schlaumeier wie mich. So habe ich mich also mutig über den wackeligen Zaun gewagt und dadurch doch noch rechtzeitig den Parkplatz und mein Auto erreicht.
Tja… wer eine Reise tut, der kann was erzählen!
Wie immer waren Skizzenbuch und Stifte dabei, um einiges aufs Papier zu bringen, aber ich habe nicht den geringsten Gebrauch davon gemacht. Mir war es wichtiger, die Atmosphäre in mich aufzunehmen und der Energie nachzuspüren, die dieser Ort vermittelte. In diesem Fall ist Einsamkeit etwas sehr konsruktives und beruhigendes. Einige Fotos aufzunehmen sollte genügen. So ging es mir noch mehrfach auf dieser Reise, aber davon später.
Nach diesem Tag war ich erst mal platt und habe Landluft und das kuschelige Bett genossen, d.h. lange, sehr lange ausgeschlafen und bin ein wenig mit meiner belgischen Freundin in Brügge herumgeschlendert. Daswar ja praktisch “um die Ecke” – 15 Minuten Autofahrt.. So ein kleines Land wie Flandern hat schon was für sich.
Brügge Dezember 2013
Brügge Dezember 2013
Brügge Dezember 2013
Brügge Dezember 2013
Brügge Dezember 2013
Unzweifelhaft gibt es jede Menge andere schöne Ecken in Brügge, aber im Winter fehlt das gewisse Flair ein wenig, dafür sind die weihnachtlichen Dekorationen schon selbst eine Reise Wert. Von den Shopping-Möglichkeiten in den kleinen Geschäften in historischen Gebäuden mal ganz zu schweigen.
Brügge Dezember 2013
Brügge Dezember 2013
Brügge Dezember 2013 – Mein Lieblings-Schoko-Laden!
Über Brügge im Sommer schreibe ich einen gesonderten Blog – hier war mir die Winter-Weihnachtsstimmung wichtiger, weil so besonders…
Sehr sehenswert ist auch das pittoreske Städtchen Damme– einst eine große Handelssiedlung, heute ein kleiner Ort mit schönen gepflegten Häusern, einer beeindruckenden Kirchenruine und – einem Sternekoch.
Damme – Dezember 2013
Damme – Dezember 2013
Damme – Dezember 2013
Damme – Dezember 2013
Damme – Dezember 2013
Damme – Dezember 2013
Damme – Dezember 2013 – Friedhof
Damme – Dezember 2013
Damme – Dezember 2013
Damme – Dezember 2013 – Die Kirchenruine von Damme
Damme – Dezember 2013
Damme – Dezember 2013
Damme – Dezember 2013
Damme – Dezember 2013
Die flämichen/belgischen Restaurants sind bekannt für ihre hohe Qualität und den guten Service. Das kann ich bestätigen. Sehr empfehlenswert sind die typischen flämischen Gerichte. Es gibt nicht nur “frietjes en mayonaise” (leckere Pommes mit Mayo, beides meist hausgemacht) und “wafels” (Waffeln), sondern auch “stoofpot” (eine Art Gulasch, in dunklem Bier gegart) oder “garnaalkroketten” (Garnelenkroketten).
„Stoofpotje“ – Fleischgericht in dunklem Bier, probiert in Damme , Dezember 2013
Zu den “Big Three” in Flandern gehört noch Antwerpen. Aber der Besuch dieser Stadt musste wegen Schmuddelwetter ausfallen – also lieber im Bett bleiben und lesen, am Nachmittag zum Kaffee zu Katrien und abends nach Mortsel zu einem Konzert von Guido Belcanto – in Belgien, vor allem in Flandern, sehr bekannt und auch umstritten. Mehr Infos: http://guidobelcanto.be
Hier also meine besonderen 3 „Geheimtipps“ für Flandern:
1000 Biersorten, Schokoladenträume und Guido Belcanto
Nieuwpoort undIeper sind vor allem durch die Ereignisse des 1. Weltkrieges bekannt geworden, Nieuwpoort zudem noch ein Urlaubs-, Naturschutz- und Seglerparadies. Hier nur einige kleine Impressionen:
Achiels Schafe im Naturschutzgebiet Nieuwpoort, Dez. 2013
Gedenkstätte in Nieuwpoort, Dez. 2013
Leuchtturm in Nieuwpoort, Dez. 2013
Soldatenfriedhof, Dez. 2013, Westflandern
Bunkeranlage, heute mitten im Naturschutzgebiet Nieuwpoort, Dez. 2013
Gedenkstätte Ieper, Dez. 2013
Gedenkstätte Ieper
Gedenkstätte Ieper, Dez. 2013
Diese Stätten sind beeindruckend. Hier wird erst deutlich, wie flächendeckend, menschenverachtend und ressoucenfressend der 1. Weltkrieg war. Ich werde Ieper und die Kriegsschauplätze noch einmal mit etwas mehr Zeit besuchen.
Mein Aquarellkasten, Papiere, Stifte und Pinsel blieben tatsächlich im Koffer! Jedoch haben mich die Tage in Flandern wieder sensibel gemacht für Farben, Stimmungen, Details und neue Ideen. Und das ist doch eine Menge, oder?
Ganz ohne Kunst ging es dann doch nicht.
In Brügge war ich im Museum für die Schönen Künste – ein wunderbarer Ort, um sich in die Welt der Flämische Malerei zu vertiefen. Für mich das Highlight:Hieronymus Bosch: “Das Jüngste Gericht”. Aber auch viele andere große Künstler dieser Epoche sind hier vertreten.
In Gent kam ich nicht nur zu einer sehr individuellen Stadtführung durch einen gebürtigen Genter, sondern auch zu einer sehr besonderen Besichtigung des“Genter Altars” der Gebrüder van Eyckin der Kathedrale Sint Baafs. Um dieses Werk ranken sich verschiedene Gerüchte. Dass das “Lamm Gottes” auf besonderen Wunsch Hitlers in seine Privatsammlung Eingang finden sollte und auch Göring ganz wild auf dieses Kleinod war, ist noch in etwa bekannt.
Kaum jemand weiß jedoch, dass zwei Paneele des Altars in den frühen 30er Jahren gestohlen wurden. Ein Paneel wurde schnell zurückgegeben. Das andere ist bis auf den heutigen Tag verschwunden. Es existiert ein Rätsel, das nun immer wieder die Grundlage für zahlreiche Suchaktionen bildet: “Es ist für jedermann sichtbar, aber nur der Bischof kann es an sich nehmen.” Es gibt eine interessante Dokumentation darüber, einfach mal anschauen.
Das winterliche Gent wirkt nicht ganz so nobel wie Brügge, hat aber seinen besonderen Charme. Liebevoll dekorierte Geschäfte, Kneipen mit Live-Musik und und ein Stadtspaziergang in der Wintersonne machen Gent auch in dieser Jahreszeit liebenswert:
Weihnachtsengel in Gent, Dezember 2013
Der „kleine“ Ben – Gent Dezember 2013
Belfried – ein Wahrzeichen Gents
Jugendstil-Detail
Gent, Dez. 2013
Gent – Fischhallen, Dez. 2013
Gent – Detail am Haus der Schiffergilde
nachts in Gent – Dez. 2013
nachts in Gent – Dez. 2013
Winterabend in Gent, Dez. 2013
Das ist nur ein kleiner erster Eindruck von Flandern – ich bedanke mich bei dem Genter Volkssänger Gido van Gent für die interessante Stadtführung. Übrigens – wer mal reinhören möchte in den Genter Dialekt: hier ist eine Hörprobe des Sängers (mein Lieblingslied):
Gido van Gent – „Philemong de klokkeluier“:
https://www.youtube.com/watch?v=aYmaaojXsPs
Übrigens – der Genter Dialekt ist mit dem flämischen/niederländischen kaum vergleichbar. Ich hab es aufgegeben, es verstehe zu wollen und danke für die sinngemäße Übersetzung durch den Künstler.
Im Sommer 2014 war ich länger in Gent. Davon später mehr…
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