Wer einmal in Island war, den lässt es nicht wieder los. Nach meinem ersten Aufenthalt 2014 war es klar, dass ich zurückkommen werde. Noch nie hatte ich in einem Urlaub so sehr zu mir selbst gefunden.
Seljalandsfoss (c) Reise Leise
Fjallsárlon (c) Reise Leise
Nun ist der Entschluss gefallen, Flug und Mietwagen gebucht und es geht los mit der Reiseplanung.
Heute geht es also in meinem Beitrag um die ersten Ideen, wichtige Voraussetzungen und einige Prioritäten.
In Teil 1 meines Ostsee-Berichts habe ich über Bad Doberan und Rostock-Warnemünde geschrieben. Nun geht es über Warnemünde Richtung Darß:
Eigentlich hatten wir geplant, am Vormittag Rostock zu erkunden, das Wetter war jedoch viel schöner als am Vortag, so dass wir lieber noch einmal zum Fotografieren nach Warnemünde fahren wollten. Deshalb zu Rostock hier nur ein kurzer Abriss:
Wer nach Usedom fährt, denkt an weiße Strände, feinen Sand und vor allem an Zinnowitz, Heringsdorf, Bansin und Ahlbeck. Das sind die bekanntesten, mondäneren Orte auf der Ostseeinsel Usedom. Hier findet man schöne Villen aus der Kaiserzeit, breite Strände, Kureinrichtungen und … jede Menge Tagesausflügler und Strandurlauber. Ein breites Angebot an Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen etc. macht es möglich. Die Nähe zu Polen mit den schönen alten Städten wie Swinemünde und der Insel Wolin sind zusätzlicher Anreiz.
Die Westmännerinseln sind unbedingt einen Besuch Wert. Zum einen sind sie geologisch interessant, da sie die höchste Vulkan-Aktivität im Archipel aufweisen. Die Besteigung des letztmalig 1973 ausgebrochenen Vulkans Eldffell ist ein beinahe magisches Erlebnis. Zum Anderen brüten auf dieser Inselgruppe zahlreiche Seevögel, unter anderem die lustig anzusehenden Papageitaucher. Im August war es dafür schon zu spät, aber es gab trotzdem Wunderbares und Einmaliges zu sehen.
Wir besuchten die Hauptinsel Heimaey:
Heimaey/Westmännerinseln, Blick vom Vulkan Eldfell, Foto: (c) ReiseLeise
Als Camping-Wandervögel haben wir in Island die Selbstversorgung in vielen Facetten ausprobiert und so gebe ich hier eine kleine Zusammenfassung dessen, was uns wo auf die Teller und in die Gläser/Tassen kam.
Das Fahren auf Islands Straßen ist, zumindest, was die Ringstraße und die Straßen zweiter Ordnung betrifft, recht entspannt. Man kommt mit einem normalen PKW gut voran und die Beschilderung der Nah- und Fernziele ist vorbildlich, so dass unsere Island-Karte 1: 400.000 völlig ausreichte und das Navi im Koffer blieb.
Beschilderung der Fernziele
Übersichtliche Kreuzungen
Fakt ist: Nur in der Gegend um Reykjavik ist die Ringstraße mit unseren Autobahnen zu vergleichen. Richtung Norden und Osten wird sie immer schmaler, später ist pro Richtung nur noch eine Fahrspur vorhanden, manchmal gibt es einen „single road track“, d.h. wer am dichtesten an der ausgewiesenen Stelle ist, hat Vorrang. Das betraf vor allem Brücken. Kleine Halteflächen erleichtern das Ausweichen. Die asphaltierten Straßen sind überwiegend in einem sehr guten bis vorbildlichen Zustand – wobei anzumerken ist, dass ständig irgendwo etwas zu reparieren ist: der Witterung und gelegentlicher Zerstörungen durch Gletscherläufe und Vulkanausbrüche geschuldet.
Auf dem Weg nach Reykjavik
„gravel road“ – allein mit sich und der Straße
Das alles ist aber unproblematisch, denn der Verkehr in Island ist recht entspannt. Man trifft u.U. erst nach einer halben Stunde einmal auf ein entgegenkommendes Auto. In und um Reykjavik und anderen Ortschaften oder bei Touristenattraktionen ist schon etwas mehr Verkehr, jedoch nie Stau oder Behinderungen. Ein paar Kilometer weiter hat es sich schon wieder verteilt und man ist allein auf der Straße. Ein ganz ungewohntes, schönes Gefühl.
Überall findet man auch die „cattle grids“, die ich schon aus Schottland kenne: quer über die Straße verlaufende Eisengitter, die Tiere (Kühe, Schafe, Pferde) in ihrem Weiden halten sollen. Vorsichtig und langsam rüberfahren, das rüttelt sonst ganz schön!
„cattle grid“ – Vorsicht vor Tieren!
Zu beachten: überfährt oder verletzt man ein Tier, muss man es bezahlen! Also Augen auf und immer, wenn Tiere am Straßenrand auftauchen, besonders aufmerksam sein. Wir hatten es mehrfach, dass Schafe im Straßengraben oder auf dem Seitenstreifen spazierten oder auch mal auf die andere Straßenseite wollten!
Verkehrsregeln
Geschwindigkeit:
Innerorts 50 km/h, außerhalb von Ortschaften 90 Km/h, auf Schotterpisten max. 80 km/h – die Begrenzung bleibt bestehen, bis sie von einem anderen Schild aufgehoben wird.
Licht:
Es ist auch tagsüber mit Licht zu fahren, also nicht vergessen! Nicht alle Mietwagen sind mit Tagfahrlicht ausgestattet.
Ansonsten sind die Regeln wie in Deutschland.
Verkehrsschilder
Meist wie bei uns. Es gibt, den Gegebenheiten geschuldet, einige spezielle Schilder. Hier zwei davon:
Verkehrsberuhigung durch „Holperstreifen“ auf der Fahrbahn
Ende der Asphaltstraße – ab hier: „gravel road“
Eine schöne und humorvolle Zusammenfassung der wichtigsten Regeln kann man in diesem kleinen Film sehen:
Tanken
Tanken ist unproblematisch, das Netz gut ausgebaut. An jeder Tankstelle, und ist sie noch so klein, gibt es wenigstens 95 Oktan Benzin und Diesel. Der Preis lag während unseres Aufenthalt bei ca. 245 ISK, also ca. 1,80€. Der Unterschied zwischen Diesel und Benzin war verschwindend gering.
Tanksäule
Wir haben nur eine Tankstelle angetroffen, an der man an der Kasse im Nachhinein bezahlen kann. Meist waren es Automaten und wir mussten erst einmal lernen damit umzugehen: Karte einführen, Karte wieder rausnehmen, Betrag eintippen (also ungefähr schätzen, wie viel man tanken will), tanken, für eine Quittung die Karte nach dem Tanken noch einmal einführen. Oft findet man auch eine englische, im Glücksfall auch deutsche Beschreibung.
Andere Variante: man schätzt den Betrag, zahlt an der Kasse und kann dann tanken. Das ist aber eher selten. An einer Tankstelle wurden wir sogar zunächst abgewiesen, da eine Karte nicht funktionierte. Dann müssten wir halt woanders tanken. Zum Glück probierten wir es vorher noch mit einer anderen Kreditkarte. Das war aber wirklich ein Einzelfall. Gerne helfen auch die Isländer, wenn es ein Problem gibt.
Maut
Haben wir auf unserer Reise nur einmal zahlen müssen. Die Ringstraße war auf der von uns genutzten Route Richtung Südosten mautfrei. Auf unserer Fahrt Richtung Westen passierten wir den 5,7 km langen Hvalfjarðargöng-Tunnel. Das kostete 1.000 ISK für eine Richtung (ca. 7,40€). Man kann ihn umfahren, aber wenn es schnell gehen soll, ist man doch ganz gut damit bedient, denn es verkürzt die Strecke um ca. 50km.
Hvalfjarðargöng
Allrad oder nicht?
Diese Frage stellten wir uns schon vor Reiseantritt, da wir das Auto in Island mieten wollten. Für die normalen Straßen ist ein gewöhnlicher PKW oder Mini-Van völlig ausreichend. Wir wollten jedoch auch Ziele erreichen, bei denen durch die Vermietung Allrad vorgeschrieben war. Bei Unfällen auf diesen Straßen ohne diese zusätzliche Sicherheitsausstattung würde der Versicherungsschutz nicht greifen. Insbesondere Straßen der Kategorie F waren davon betroffen. Wir sahen auch Straßen bzw. Wege, auf denen explizit 4 x 4 noch einmal auf dem Straßenschild angegeben war. Und das ist dann auch wirklich ernst zu nehmen!
Wir waren kurze Zeit mit einem normalen PKW unterwegs, die meiste Zeit mit einem kleinen Allrad-Jeep.
Unsere Erfahrungen
Für die ersten drei Tage in der Nähe von Reykjavik wollten wir noch kein Fahrzeug mieten und eigentlich mit dem Bus in die Hauptstadt fahren. Busverbindungen gibt es ausreichend. Man kann kurze oder längere Strecken zurücklegen und auch gänzlich per Bus oder Anhalter reisen. Wer’s mag.. Uns war es schon wegen dem Zelt-Gepäck zu umständlich.
Bushaltestelle, hier an der Tankstelle Hvolsvöllur
Da uns der Vermieter des B&B die Möglichkeit bot, für 1 1/2 Tage ein kleines Auto zu mieten, konnten wir unseren Bewegungsradius erweitern und uns mehr anschauen als geplant war.
Der kleine Honda Jazz war ein Benzin-Fahrzeug mit normalem Automatikgetriebe. Mit ihm erkundeten wir die Halbinsel Reykjanes und die Hauptstadt Reykjavik. Obwohl es auf der Fahrt über die Halbinsel auch genug unbefestigte Straßen gab, sind wir ohne Allrad gut zurecht gekommen. Auf der Ringstraße war das Fahren ohnehin kein Problem.
Für die eigentliche Route hatten wir einen Suzuki Jimny mit Schaltgetriebe und Allrad gemietet. Er war schon einiges gewöhnt, was Kilometerstand (93.000 km) und die kleineren Lackschäden betraf. Letztere waren mehr als auf dem Übergabeprotokoll vermerkt, aber nach einer großzügigen Korrektur durch die Autovermietung konnte es losgehen.
Unser Fahrzeug
Herausforderung im Lón-Gebiet
Allradfahrzeuge geben doch etwas mehr Sicherheit, wenn man wie wir doch etwas abseits der großen Highlights unterwegs sein will. Gerade ín den entlegeneren Gebieten zeigt sich die ganze Faszination der Insel hoch im Norden.
Wir sind zwar nicht in die Verlegenheit gekommen, den Allradantrieb wirklich einzusetzen, doch als sichere Option im Hinterkopf war es doch sehr beruhigend. Wir hatten, mal abgesehen von Schlängelpisten, tiefen Schlaglöchern und sehr schmalen Straßen doch wenigstens zwei Situationen, in denen er im Ernstfall hätte nützlich werden können:
Bis zu den großen Highlights Strokkur (Geysir) und Gullfoss (Wasserfall) führte eine normale, asphaltierte Straße Nr. 35 . Ein paar Kilometer weiter hörte dieser „Luxus“ prompt auf und wir fanden uns auf unserer ersten „gravel road“ wieder. Was am Anfang noch wie eine entspannte Fahrt durch die einsame Landschaft aussah, wurde mit zunehmender Länge doch abenteuerlicher: Schlaglöcher, tief liegende oder gar nicht vorhandene Randstreifen, grobe Kiese als Untergrund oder größere Steine mitten im Weg, immer schmalere Fahrbahn. Nach dem Abbiegen auf die F 335 erfuhren wir dann, warum F-Straßen nicht mit normalem Antrieb befahren werden sollten:
Auf dem Weg Richtung Langjökull-Gletscher
Langjökull-Gletscher
Im Lón-Gebiet:
Geleitet von unserem Fable für Strukturen und Farben, ließen wir uns auf die Empfehlung unserer Reise-Literatur auf eine Fahrt ins Lón-Gebiet ein, das genau das zu sein schien, was wir doch an einem sonnigen Nachmittag noch mitnehmen konnten. Auch hier fing es harmlos an – ein mit dem PKW erreichbarer Campingplatz wurde erwähnt. Nun ja, es ging über Stock uns Stein, Straßen, die nur unwesentlich breiter waren als unser Auto, hohe Steigungen und ziemliches Gefälle mit anschließenden scharfen Kurven ins Irgendwo. Dann noch durch ein trockenes Flussbett oder über eine nicht sehr stabil aussehende Holzbrücke). Ich gebe es gerne zu – das Flussbett erschien mir sicherer, aber nach einer genaueren Betrachtung probierte ich auf dem Rückweg auch die Brücke aus.
Zwischendurch fragte ich mich dann schon ab und zu, wie ich wieder zurückkomme oder wie das noch ging mit dem Zuschalten des Allradantriebs. Aber dann lief es doch ganz gut. Wie Antje schon nach ihrer Fahrerfahrung am Langjökull sagte: der Rückweg ist immer einfacher, weil man die Straße schon kennt. Wie wahr!
Hier ein paar Bilder vom Lón:
Schotterpiste im Lón-Gebiet
Lón-Gebiet
Lón-Gebiet: Schotterstraße
Lón-Gebiet: Auslauffläche für Gletscherwasser
Ausblicke wie diese sind unbezahlbar, finde ich.
Deshalb meine Empfehlung: will man das wilde Island erleben, sollte man ein Allrad-Fahrzeug wählen, sich die Straßen gut ansehen und mit gesundem Menschenverstand Risiken abwägen – und dann los ins Abenteuer!
Apropos…
Sicherheit
In Island glaubt man noch an den gesunden Menschenverstand. Hier steht nicht überall ein Warnschild, wenn es gefährlich werden kann. Es versteht sich von selbst, dass man von einem Abhang herunterfallen, von einer Eisscholle in den Gletschersee fallen oder von brütenden Vögeln attackiert werden kann. Also sollte man auch und gerade hier keine unnötigen Risiken eingehen und nicht den Helden spielen. Das Rettungssystem ist gut ausgebaut, aber trotzdem kann es dauern, bis Hilfe eintrifft – vorausgesetzt, sie können genau sagen, wo Sie sich befinden, der Handy-Akku ist nicht leer usw.
Die Autovermietung (zumindest Budget) gibt mit den Unterlagen ein kleines Faltblättchen mit auf den Weg, das in jede Brieftasche passt und die wichtigsten Hinweise zusammenfasst:
Sicherheitshinweise I
Sicherheitshinweise II
Schlussendlich noch zwei nützliche Links aus Island, denn die Informationen des Landes sind sachlich und immer auf dem neuesten Stand.
Das haben wir selbst gemerkt, als während unseres Aufenthalts der erste kleine Ausbruch des Bárðarbungaerfolgte. Während die westeuropäischen Medien schon Panik verkündeten, erhielten wir hier sehr sachliche Informationen, die Sicherheitslage war an den Rezeptionen der Zeltplätze ausgehängt und letzten Endes war es auch ruhig.
Schon sind die 14 Tage unseres Island-Abenteuers vorbei und ich bin dabei, endlich wieder an stabilem W-Lan, die Routen, Erlebnisse, Erfahrungen und ca. 6.000 Fotos aufzuarbeiten.
Zunächst ein bisschen Statistik:
Reisezeit
15.-29.08.2014
gefahrene Kilometer in Island
ca. 2.500 km
Wetter
12 Tage sonnig-leicht bewölkt 1 Tag stark bewölkt 1 Tag Regen
18.09. Kevlavik (Flughafen, Autoverleih) – Þingvellir Nationalpark (über Wasserkraftwerk Landsvirjun, Þingvellir Nationalpark, Wanderung zum Alþingi und Oxarárfoss)
19.09. Fahrt zum „Goldenen Zirkel“ und Langjökull-Gletscher (Laugarvatn – Strokkur – Gulfoss – Basislager Langjökull – Laugarvatn fontana Bad)
Gulfoss-Wasserfall 2014
20.08. Weiterfahrt nach Hamragarðar (Selfoss – Eyrarbakka – Stokkseyri – Urriðafoss – Camping am Seljalandsfoss)
Eyrarbakki-Panorama
21.08. Tagestour zu den Westmännerinseln (Heimaey), Sonnenuntergang am Seljalandsfoss (Fähre – Spaziergang durch die Hafenstadt – Aufstieg zum Eldfell-Vulkan)
23.08. Tagestour Richtung Stokksnes und Lón-Gebiet (Hafenstadt Höfn – Wikingercafé/Wikinger-Filmkulisse/ Stokknes – auf der gravel road ins Lón-Gebiet)
Auf der „gravel road“ im Lón-Gebiet
24.08. Weiterfahrt zum Campingplatz Skaftafell (noch mal Jökullsárlón, bei ganz anderem Wetter!)
Jökullsarlon bei grauem Wetter 2014
25.08. Wanderung im Vatnajökull-Gebiet/Weiterfahrt nach Hvolsvöllur (Skaftafellsjökull – Svartifoss)
Svartifoss 2014
26.08. Regentag! Saga-Museum in Hvolsvöllur – Informationszentrum Eyjafjallajökull – Abendessen im „The potters house“
Im Saga-Muserum Hvolsvöllur 2014
27.08. Fahrt an die Westküste zur Halbinsel Snæfellsnes (Geothermal-Park Hveragerði – Hafenstadt Stykkishólmur – ein letzter Campingplatz)
Geothermal-Park 2014
28.08. Tagestour über Snæfellsnes (3 Wünsche frei auf dem Helgafell – Museumsbesuch mit Eishai-Verkostung in Bjarnar höfn – Hellbar/Baðstofa – Hot Pot im Schwimmbad Stykkishólmur)
Trockenfisch in Bjarnarhöfn 2014
29.08. Rückfahrt nach Kevlavik/Rückflug nach Berlin-Schönefeld
Der Bárðarbunga verabschiedete sich mit einer kleinen Eruption von uns. Was ihn betrifft, bin ich gespannt, wie sich die Situation entwickelt. Wer mehr dazu wissen will, kann hier, auf der Seite des Isländischen Wetterdienst neutrale und aktuelle Informationen bekommen. Die europäischen Medien haben ja schon bis jetzt aus Mücken eine ganze Herde Elefanten gemacht
Ich werde in den nächsten Tagen und Wochen die einzelnen Touren genauer beschreiben und eine aussagekräftige Auswahl an Fotos hinzufügen. Dazu brauche ich noch etwas Zeit.
Später plane ich, einige Island-Highlights noch ein Einzelnen vorzustellen. Denn es ist nicht alles in einen Beitrag zu packen, was möglich wäre. Ich denke, mehrere kürzere Blogartikel „erschlagen“ nicht ganz so schnell. Außerdem ist dann über die Suchfunktion des Blogs ein übersichtliches Auffinden einzelner Themen möglich.
Und zum Schluss kommt die endgültige Liste, was auf einem Urlaub in Island unbedingt ins Gepäck muss sowie eine Themenauswahl, die ebenfalls wichtig für Island-Reisende ist (Geld und bezahlen, Straßenverkehr, Preise, Tanken, Essen und Trinken, usw…)
Am 19.8. machten wir uns auf, um die großen Highlights der Insel anzuschauen. Ich konnte noch nicht alle Fotos sichten, es sind einfach zu viele, aber hier in der Zwischenzeit schon mal einige Impressionen:
Von unserem ersten Zeltplatz Pingvellur aus war es nicht weit nach Laugarvatn – hier sahen wir zum ersten Mal unverhofft einen See „kochen“:
Es dampft am Laugarvatn
Überall unterwegs sahen wir dampfende Areale, meist waren sie schon zu riechen vor wir sie sehen konnten. Leicht schwefelig, aber noch nicht unangenehm. Warnschilder wiesen bereits am See darauf hin, dass man sehr vorsichtig sein soll, wo man Finger und Füße reinsteckt. Verbrühungsgefahr!
Es dampft am Laugarvatn
Die Strukturen des Bodens am See wirkten ebenfalls ziemlich skurril:
Ablagerungen am See, Foto Reise leise
Am See liegt auch ein Schwimmbad mit diversen Saunen, Hot Pots und kleinen Schwimmbecken. Was für eine Verlockung! Aber zunächst doch lieber erst einmal weiter zum Geysir „Strokkur“, von dem sicher jeder schon einmal Bilder gehe hat:
Der Strokkur in Ruhephase, Foto Reise leise
Es ist ein ganz schönes Geduldsspiel, den Moment abzupassen, wenn die Wasser-und Dampfsäule nach oben schießt:
Strokkur, Foto Reise leise
Strokkur, Foto Reise leise
Nicht weit entfernt wartet dann die nächste Überraschung – der gewaltige Gulfoss Wasserfall. Unglaublich beeindruckend. Darüber werde ich später mehr schreiben und weitere Fotos posten. Hier ein erster Eindruck:
Gulfoss Wasserfall, Foto Reise leise
Man kann übrigens auch mit dem Pferd zum „Golden Circle“ kommen. Es gibt geführte Touren, auf die wir aber verzichtet haben. Die hier warten auf ihre Reiter:
Foto: Reise leise
Foto: Reise leise
Und immer wächst irgendwo noch ein Blümchen:
Foto: Reise leise
Unsere Tour führte uns noch weiter zu einem Gletscher auf einer Hochebene mit entsprechend abenteuerlicher Piste. Aber davon ein anderes Mal mehr…
Also ist es nur zwangsläufig, dass ich auf meinen insgesamt vier Schottland-Reisen so einige dieser Traditionsbetriebe gesehen habe. Einen Gesamtüberblick quer durch das Land werde ich in einem späteren Beitrag geben, heute beschränke ich mich auf die Insel Islay, eine Insel der inneren Hebriden.
Islay wohl nur Whisky-Kennern ein Begriff: diese Insel steht für ein starkes Getränk, das nach Seetang, Salzwasser und Bootsteer schmeckt. Nichts für zarte Trinker. Es wäre ein Fehler, als allerersten schottischen Whisky einen von Islay zu wählen. Bei meiner ersten Verkostung von Single Malts aus verschiedenen Regionen Schottlands hatte ich auch einen Lagavulin im Glas und ehrlich gesagt, hatte ich das Gefühl, irgendein Desinfektionsmittel zu schmecken und zu riechen. Heute jedoch mag ich gerade diesen besonderen, herben Geschmack, der alles, wovon die Insel lebt und spricht, auf besondere Weise in sich vereint: Fischfang, Torfabbau, Boote, Meeresluft.
Von Glasgow aus kann man die Insel entweder per Charterflug (ca. 100€ pro Person) oder mit der Fähre erreichen. Wir waren ohnehin mit dem eigenen Auto im Lande. Also fuhren wir, an einem vernieselten frühen Morgen, von Glasgow nach Kennacraig. Von dort geht es per Fähre in 2 Stunden zur Insel hinüber. Für mich die schönere Art zu reisen, und das Auto am Hafen stehen zu lassen:
Kleiner Wasserfall
Abfahrt aus Kennacraig
Fasziniert von der Fahrt, dem Ausblick auf die kleinen weiteren Inseln der Hebriden und dem Wolkenspiel am Himmel erlebten wir unterwegs sowohl Sonne und Regen, Windstille und starke Böen, klare und trübe Sicht:
Unterwegs nach Islay
Unterwegs nach Islay
Unterwegs nach Islay
Unterwegs nach Islay
Islay, Port Ellen
Destillerie „Port Ellen“
Auf der Insel leben heute ca. 3.500 Menschen. Schafzucht, Fischfang und die Arbeit in einer der acht aktiven Whisky-Destillerien sind die Haupteinnahmequellen der Bewohner.
Uns interessiert natürlich der Whisky.
Hier entstehen Single Malts, d.h. das Gebräu kommt nach der Destillation und Fassreifung ungemischt in die Flasche. Ein langer Prozess von der Maische bis zum fertigen Getränk. Die Lagerungszeit im Fass variiert – es sind meist mindestens 8-10 Jahre, viele liegen jedoch auch länger. Hinzu kommt ein gewisser „Schwund“ – „Angels Share“ genannt, der durch die Verdunstung entsteht. Das alles macht den Schottischen Single Malt so teuer.
Whisky darf sich nur nennen, was mindestens 3 Jahre in einem Fass gelagert hat. Aus welchem Holz das Fass bestehen muss – das ist eine Philosophie für sich.
Das meiste der produzierten Menge wandert in sogenannte „Blended Malts“ – wird also weiterverkauft an Großbetriebe, die durch die gekonnte Mischung verschiedener Single Malts günstigere, aber eben auch hochwertige und bezahlbare Whiskys herstellen: Man kennt Johnny Walker, Dimple, etc. Das Alterslabel bezieht sich dann auf den jüngsten in der Mischung enthaltenen Single Malts. Faustregel: jüngere Malts bringen die Masse, alte Malts das ausgewogene Aroma eines guten Blended.
Port Ellen(außer Betrieb, es werden aber noch Bestände verkauft)
Im Hafen von Port Ellen
Im Hafen von Port Ellen
Schwere Entscheidung
Schon auf dem Weg zur Insel waren vier dieser Destillerien an der Küste zu sehen. Port Ellen, Lagavulin, Ardbeg und Laphroaig – ein faszinierender Anblick!
In Hafen von Port Ellen angekommen, wer die Orientierung zunächst etwas schwierig. Keine touristischen Wegweiser, keine laute Werbung für die weltweit bekannten Produkte von Islay, keine Taxis, die auf Fahrgäste warten.
Ein Besuch im „Tante-Emma-Laden“ um die Ecke klärte uns auf, dass es auf der Insel zwei Taxis gäbe und an der Scheibe der Tür fand sich die Telefonnummer. Es dauerte nicht lange und Sheila erschien mit einem Kleinbus, und lud uns 4 neugierigen Whyísky-Fans ein. Da wir noch keine Vorstellung von den Wegen auf der Insel hatten, baten wir Sheila um ihre Empfehlung. Unbedingt wollten wir nach Lagavulin, und so schlug unsere freundliche Fahrerin vor, uns zur am weitesten entfernten Destille zu fahren, von dort könnten wir dann zu Fuß zurück laufen. Aha!
Die Fahrt dauerte tatsächlich nicht lange und Sheila tat ihr bestes, um uns Land und Leute etwas näher zu bringen. Sichtlich erfreut war sie, dass wir die Islay-Whiskies den meisten anderen vorziehen würden.
Und so starteten wir mit unserer Erkundungs- und Tasting-Tour in Ardbeg:
Destillerie „Ardbeg“
Destillerie „Ardbeg“
Destillerie „Ardbeg“
Heidekraut – überall in Schottland
Leere Fässer in Ardbeg
Ardbeg Hausbier
Der Zahn der Zeit…
Schon vom Meer aus sichtbar
Und noch mehr Fässer
Ardbeg ist ein sehr ausgewogener Malt, der die typischen Aromen von Islay verinnerlicht, aber die Geschmacksnerven doch nicht zu stark herausfordert. Typisch ist das keltische Dekor, das die Flaschen und Gläser ziert.
Ein kostenloses Tasting ist bei den meisten Destillerien inklusive und auch eine Führung durch die heiligen Produktionsstätten sollte man sich nicht entgehen lassen. Wir hatten auf unseren Reisen allerdings schon genug davon gesehen. Der Produktionsprozess ist doch in etwa derselbe. Wir gingen dann mal gleich zum Tasting über.
Schon ein, zwei flüssige „Beutestücke“ im Rucksack und ein Hausbier intus sowie sehr angetan von der ersten Verkostung ging es dann zur nächsten Destillerie. Gefühlte 20 Minuten später waren wir in Lagavulin:
Ortseingangsschild
Destillerie „Lagavulin“
Wiesen und sanfte Hügel auf Islay
???
Lagavulin ist der ruppige unter den drei getesteten Whiskies. Sehr kräftig und ursprünglich – nicht jedermanns Geschmack. ich mag ihn!
Das Tasting hier war mehr eine Formsache. Hier hätte uns eine Führung interessiert, aber die Firma hatte Betriebsferien. Dafür wurden wir in den Salon geführt und durften ausgiebig probieren, was Lagavulin anzubieten hat.
Wieder wurden die Rucksäcke durch entsprechende Einkäufe schwerer und der Weg Richtung Port Ellen führte uns zur dritten und letzten Brennerei (mehr war auch auf nachvollziehbaren Gründen nicht sinnvoll)…
Laphroaig war uns noch nicht sehr geläufig. Deshalb waren wir neugierig, was diesen Whisky von anderen unterscheiden würde:
Die Küste ist steinig
Grundstückchen zu verkaufen
Schotten sind geschäftstüchtig und pfiffig, was neue Einnahmequellen betrifft. Bei Laphroaig kann man „Freund“ werden, indem man ein winziges, symbolisches Stück Land erwirbt – und damit dazu beiträgt, die Flächen der Insel in ihrer Ursprünglichkeit zu bewahren.
Weithin sichtbar!
Laphroaig Destillerie
Detail am Café
Torf – unabdingbar für die Produktion
Torf-Lagerhalle
Torfist unabdingbar für die Whisky-Produktion. Die angekeimte Gerste wird über Torffeuer getrocknet und auch die Brennöfen mit Torf geheizt. Dadurch kommt der typische Geschmack in den Whisky. Je nachdem, wo der Torf gestochen wurde, entwickeln sich beim Brennprozess noch weitere wichtige Aromen. Das macht u.a. die vielen Geschmacksvariationen aus.
Laphroaig betreibt diesen Trocknungsprozess noch selbst. Auf einem großen Holzboden wird die gemaischte Gerste ausgebreitet und von dem darunter liegenden Raum aus erhitzt. Die Masse muss ständig mit großen „Schippen“ bewegt werden: die Masse wird aufgenommen und hoch in die Luft geschleudert – dann landet sie „gewendet“ wieder auf dem Holzboden. Viele andere Destillerien ersparen sich diesen arbeitsintensiven und teuren Arbeitsgang und beziehen inzwischen die fertig getrocknete Masse von Spezialbetrieben.
Laphroaig ist ein kräftiger, angenehmer Whisky, irgendwo zwischen Ardbeg und Lagavulin. Etwas ganz besonders ist der Quarter Cask: nach einer ersten Lagerung in Eichenfässern wird in kleinere Fässer umgefüllt (Quarter Casks).
Den nächsten Satz kann ich mir fast ersparen: tasten – einkaufen – einpacken… es wurde auch Zeit
zur Fähre zurückzukehren, denn es sollte ein Tagesausflug sein. Wer sich etwas mehr Zeit nehmen will, sollte sich ein Zimmer auf der Insel nehmen und ein paar Tage mehr einplanen. Es lohnt sich!
Ehrlich gesagt, war ich ganz froh, meine müden Füße und das leicht beduselte Haupt auszuruhen. Die Rückfahrt half ganz gut wieder fit zu werden. Und ganz still an Deck zu sitzen und den unvergleichlichen Sonnenuntergang anzuschauen – das ist unbezahlbar!
Rückfahrt nach Kennacraig
Rückfahrt nach Kennacraig
Rückfahrt nach Kennacraig
Rückfahrt nach Kennacraig
Kleines PS: Islay-Whiskies sind pure Medizin: Wenn eine Erkältung im Anmarsch ist – ein kleines Glas ( 2cl genügen!) in ganz langsamen, kleinen Schlucken trinken, die Nase ins Glas stecken und „inhalieren“. Das brennt die Keime förmlich weg. Funktioniert aber nur ganz am Anfang. Wenn man schon fiebrig ist oder die Nase schon läuft, ist es eher kontraproduktiv, mit Alkohol dagegenzuhalten.